Theater unterm Dach
Carlos Luque | Lolo Vasco
Anfang der 1990er Jahre wird Laura entführt, missbraucht und ermordet. Jetzt ist sie wieder da. Aus Fleisch und Blut. Nicht tot zu kriegen. Mit ihr lebt die Geschichte wieder auf. Und die offene Frage, wer der Täter ist. Der Blick weitet sich auf die Gesellschaft, in der solche Verbrechen möglich sind. Wie viel Angst müssen wir haben? Wie können Mädchen geschützt werden? Wann schadet Angst? Wie viel Missbrauch findet schon in Gedanken und Worten statt?
Für junge Frauen hat María Velasco dieses Stück geschrieben. Für alle Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden oder werden könnten. Für eine Welt, in der sich auch junge Frauen ohne Scham und Angst in der Öffentlichkeit bewegen können. Diese unmittelbar politische Dimension wird ergänzt und untermauert von dem Drama des Erwachsenwerdens. ERSTES BLUT beschreibt die Tiefen und Höhen von Mädchen-Freundschaften, zwischen Konkurrenz und Solidarität, zärtlich und ruppig zugleich. Wie wird man Frau?
María Velasco hat mit ERSTES BLUT nicht nur ein feministisches Stück geschrieben. Sie hat es ohne moralischen Zeigefinger geschrieben. Es ist ein Stück über das Erwachsenwerden, eingebettet in einen politischen Thriller mit surrealen Elementen. Manche Tote leben länger. Phantastisch.
Für ERSTES BLUT wurde die Autorin María Velasco 2024 mit dem Spanischen Nationalpreis in der Kategorie Dramatik ausgezeichnet.
"ERSTES BLUT ist ein Totentanz, eine Art verspätete Trauer um die in den 1990er Jahren ermordeten Mädchen – und um die Mädchen, die hinausgegangen sind und sich dafür entschuldigt haben, weil sie das Gefühl hatten, dass der öffentliche Raum nicht ihnen gehört."
María Velasco
Mit: Michael Stobbe, Josepha Grünberg, Daria Vivien Wolf, Elly Jarvis
Spielleitung und Konzept: Franziska Muche
Mitarbeit: Alexander Schröder
Im Anschluss findet ein Zoom-Gespräch mit der Autorin statt.
María Velasco, geb. 1984 in Burgos, Dramatikerin, Regisseurin und Dozentin, ist eine der bekanntesten Stimmen der jüngeren Generation spanischer Theatermacher*innen. Sie hat mehr als ein Dutzend Theaterstücke veröffentlicht und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. In Spanien laufen ihre Stücke, die sie selbst inszeniert, an den renommiertesten Theatern – wie dem Centro Dramático Nacional in Madrid und dem Teatre Nacional de Catalunya in Barcelona, wo auch Erstes Blut Premiere hatte.
Franziska Muche übersetzt zeitgenössische Theatertexte aus dem Spanischen und, zusammen mit Pilar Sánchez Molina, auch ins Spanische, und übertitelt Gastspiele. Zu ihren Übersetzungen zählen u.a. Texte von Sergio Blanco, María Velasco, Guillermo Calderón; Sibylle Berg und Rebekka Kricheldorf. Gemeinsam mit Alexander Schröder leitet sie die Reihe szenischer Lesungen Ambigú im Theater unterm Dach.
Zum Format:
Ambigú ist eine spielerische Entdeckungsreise, die einer ersten Leseprobe nachempfunden ist. Mithilfe von Spielkarten untersuchen wir Theatertexte, prüfen sie auf ihre Bühnentauglichkeit und lassen im Raum eine Ahnung von dem Stück entstehen, wie es in seinen verschiedenen Varianten auf der Bühne Gestalt annehmen könnte.
Die Übersetzung entstand in Zusammenarbeit mit Martin Valdés-Stauber, mit Unterstützung von Eurodram/dem Deutschen Literaturfonds.
Aufführungen
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