Theater unterm Dach
Das Theater unterm Dach (TuD) ist Präsentations- und Produktionsort für zeitgenössisches Sprechtheater und innovatives Storytelling der Freien Szene in Berlin. Der Schwerpunkt liegt in der Entwicklung, Produktion und Präsentation neuer zeitgenössischer Dramatik und Ästhetiken des Theaters. Das TuD versteht sich als Ort der Förderung neuer, zeitgenössischer Narrative, die in Form von Stückentwicklungen, Uraufführungen und Deutschsprachigen Erstaufführungen den Spielplan ausmachen.
Hierbei möchte das TuD der Zusammenarbeit zwischen Regisseur:innen und Autor*innen bzw. Übersetzer*innen stärken und ihre künstlerische Arbeit in den Mittelpunkt der Freien Theaterszene stellen.
Dies ist getragen von der Überzeugung, dass die sprachliche und ästhetische Qualität der Produktion mit Konzentration auf die Frage wächst, welche Bedeutung Narrative und sprachlicher Ausdruck für die Bühne haben. In den Produktionen geht es um eine
Neubewertung der Spielweisen des Postdramatischen im Theater in seiner aktuellen Formenvielfalt.
Das Theater unterm Dach ist die kommunale Spielstätte des Stadtbezirks Berlin Pankow. Das TuD hat sich im Laufe seiner langjährigen Geschichte als Ankerinstitution für junge Regisseur:innen und Ensembles aus Berlin etabliert. Der besondere Förderfokus lag dabei immer auch auf der Entwicklung des künstlerischen Nachwuchses. Hierbei werden insbesondere auch kollektive Arbeitsweisen gestärkt. Die Begriffe von Autor:innenschaft und Regie sind dabei offen für innovative Arbeitsansätze, die wegführen von hierarchischen Abhängigkeits- und Machtstrukturen. Unter der neuen Leitung verantworten der Vorstand der Freunde des TuD e.V. gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Thorsten Schlenger die Ausrichtung und Programmgestaltung des Hauses und entwickeln diese konstant weiter.
Ein geschichtsträchtiger Ort der Freien Szene
Im Jahr 1986 entstand auf dem ehemaligen Gelände der IV. Städtischen Gasanstalt durch umfangreiche Sanierung und Umbauten der alten Werksgebäude unter dem Namen „Kulturhaus im Ernst-Thälmann-Park“ ein kulturelles Zentrum – ein Ensemble mehrerer Häuser mit unterschiedlichen kulturellen und künstlerischen Profilen. Heute sind das neben dem Theater unterm Dach, die WABE, die galerie parterre, die Jugendtheateretage und die KunstWerkstätten sowie das Amt für Weiterbildung und Kultur mit seinem Fachbereich Kunst und Kultur hier angesiedelt.
Das Haus wurde im April 1986 unter der Leitung von Liane Düsterhöft in Ostberlin (DDR) zunächst als zweite Spielstätte des Puppentheaters Berlin eröffnet und entwickelte sich schnell zur anerkannten Experimentierbühne für Autor:innen und Schauspieler:innen, die dort bereits in der Endphase des Arbeiter und Bauernstaates durchaus systemkritische
Produktionen entwickelten.
Von 1991 bis 1995 wurde das Theater von Jo Fabian und seiner freien Gruppe „Example dept“ geprägt. 1994 wurden seine Tanztheaterproduktionen „Whisky & Flags“ und „Keine Gnade“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen und begründeten seine Karriere im etablierten Theaterbetrieb. Von 1990 bis 1999 war das Berliner Orphtheater im Theater unterm Dach aktiv bevor es 1999 in in die ehemalige Schokoladenfabrik in der Ackerstraße 169 (dem heutigen Ackerstadtpalast) zog.
1996 übernahm Liesel Dechant die Leitung des Hauses. Sie führte das TuD über 25 Jahre als eine bewundernswert unermüdliche „One-Woman-Show“. Unter ihrer Leitung begannen viele erfolgreiche Schauspiel- und Regiekarrieren. Die junge Corinna Harfouch spielte dort, Astrid Griesbach, Anja Gronau, Amina Gusner, Sebastian Hartmann, Mareike Mikat oder Jan
Jochymski inszenierten ihre ersten Arbeiten, aber auch Anne Schneider, Marc Lippuner, Stephan Thiel und Wenke Hardt zeigten dort vielbeachtete Inszenierungen. Im Jahr 2005 wurde die Produktion „Grete“ aus der Trilogie der klassischen Mädchen, geschrieben und inszeniert von Anja Gronau und gespielt von Claudia Wiedemer, u. a. mit dem Friedrich-Luft-Preis für die beste Theaterinszenierung 2004 ausgezeichnet und erhielt Einladungen beispielsweise nach Chicago, Sankt Petersburg oder zum Impulse Theaterfestival. Das Stück wurde weit über hundertmal an verschiedenen Spielorten aufgeführt, was für
Produktionen eines Off-Theaters außergewöhnlich ist. 2012 war das Theater unterm Dach akut von der Schließung bedroht. Ein breites Bündnis aus Künstler:innen, die dem Haus über die Jahre verbunden waren, haben sich für den Fortbestand eingesetzt. Während in den Jahren zuvor viele Spielstätten nicht dieses Glück hatten, grenzt das Fortbestehen an ein Wunder.
Das TuD wird nach der Spielzeit 2024/2025 umfassenden saniert, um dann unter besseren Bedingungen weiter schönes Theater der Freien Szene zu präsentieren.