Berlin-Premiere
LAMPEDUSA TRILOGIE 
von Dietrich Wagner
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©︎Sabine Haymann

Die Lampedusa Trilogie ist eine Stückentwicklung von Regisseur Hannes Hametner und dem Autor Dietrich Wagner. Gemeinsam ist ein Triptychon entstanden, das sich aus drei Perspektiven mit dem Thema MIGRATION beschäftigt. Ausgangspunkt war der Brief der Bürgermeisterin von Lampedusa Giusi Nicolini an die europäischen Staatsschefs angesichts der über dreihundert Ertrunkenen vom Oktober 2013. Wir hielten das zehnjährige „Jubiläum“ dieses anklagenden Briefes für Grund genug uns mit dem Thema, das weiterhin ungelöst und verdrängt die Grundlage unserer europäischen Verfassung unterhöhlt, zu beschäftigen.

„Ich bin über die Gleichgültigkeit entrüstet, die alle angesteckt zu haben scheint. Ich bin entrüstet über das Schweigen Europas, das gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat, und nichts sagt, obwohl hier die Zahl der Toten daran glauben lässt, es wäre Krieg.“ Giusi Nicolini

I. Der erste Teil „Die Bürgermeisterin“ ist der realen Bürgermeisterin Giusi Nicolini gewidmet und gibt einen Einblick in ihre innere Zerrissenheit. Ihren Monolog spielt Friederike Pöschel furios pendelnd zwischen dem Aufbegehren gegen die sie umgebende Gleichgültigkeit und dem Erkennen der eigenen Grenzen als zoon politicon – als Bürgermeisterin- , die sich an geltendes Recht halten muss.

II. Im zweitem Teil sehen wir „Napoleon den Fünften“, einen europäischen Staatsdiener, der unter der permanenten Konstruktion von Feindbildern langsam wahnsinnig wird. Wie König Lear fordert er ein Pferd, auf dem er in die finale Schlacht reiten will, die sich unablässig in seinem Kopf abspielt. Lutz Wessel spielt diesen politischen Herrn im Anzug zwischen privaten Obsessionen und gefangen in seinem kafkaesken Labyrinth der Gedanken.

III. Im dritten Teil „Die Revolutionäre“, konzipiert als einem Clownsspiel, treten die beiden Darsteller der vorhergehenden Monologe als Schauspieler auf und versuchen persönliche (Handlungs-) Alternativen zu finden. „Der gefährlichste Augenblick/ kommt mit dem Sieg./Wir siegten schon/ zu viel.“ heißt es bei Wagner, denn der Sieg des Kapitalismus fegte auch die politischen Alternativen hinweg und steht jetzt vor dem Dilemma seiner Alternativlosigkeit. Bei Dietrich Wagner fragen zwei Spielerinnen nach den Bedingungen einer Revolution. Dies ist als Spiel im Spiel mit viel Ironie und dem Kipppunkt ins Reale unvermeidlich lustig und böse zugleich. Eine fiktive revolutionäre Situation, die ihren Ausgangspunkt in Afrika hat, wird, ganz in der Tradition von Franz Fanon, ersonnen So changiert das Spiel zwischen Zitaten und glaubhaften und unwahrscheinlichen Lösungsversuchen. Der zeitgemäße junge und frische Blick öffnet das Thema Migration um die Themen Klimakrise, soziale Ungleichheit, und persönlichem Engagement im Geiste der Letzten Generation.

mit Friederike Pöschel und Lutz Wessel

Regie: Hannes Hametner

Kostüme: Mareile von Stritzky